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1. Alte Geschichte - S. 58

1879 - Dillenburg : Seel
— 58 — 1j. Griechisches Leben in Kunst und Wissenschaft. (Seit den Zeiten des Perikles.) Schon oben ist darauf hingewiesen worden, daß die Griechen nicht nur eine außerordentliche geistige Befähigung, sondern auch große Neigung und lebhafte Empfänglichkeit für alle Gebiete der Kunst und Wissenschaft besaßen. Die dem Perikleischen Zeitalter angehörenden Coryphäen der Malerei, Bildnerei, und Baukunst sind schon oben erwähnt worden, und es erübrigt daher nur noch einen kurzen Blick auf die Hauptvertreter der Wissenschaften und Dichtkunst seit jener Zeit zu werfen. Die lyrische Poesie war schon im goldnen Zeitalter im Abnehmen begriffen. An ihrer Stelle entwickelte sich die dramatische Poesie, welche in Folge ihrer Verwendung bei religiösen Festen zu ihrer höchsten Ausbildung gelangte. Zu den Dichtern dieser Gattung gehörte Aeschylns (500), welcher echte Vaterlandsliebe mit wahrer Religiösität verband; er ist der Schöpfer der Tragödie; — Sophokles (450), der die dramatische Poesie zur höchsten Blüte erhob; — Euripides (420), der mehr durch geistreiche Rhetorik, als durch Idealität glänzt. Auf dem Gebiete der Wissenschaften sind zuerst die Geschichtschreiber zu erwähnen und unter ihnen Herodot (450); er hat zuerst eine zusammenhängende Darstellung der Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Schlacht bei Mykale gegeben, weshalb er der Vater der Geschichte genannt wird. In Beobachtung und Schilderung der Charaktere, sowie in Redegewandtheit übertraf ihn bald Thneydides (435); von ihm haben wir die Geschichte der ersten 21 Jahre des peloponnesifchen Krieges. Auf ihn folgte Leuophon (400), welcher jedoch seine Vorgänger nicht erreichte. In der Philosophie sind zunächst Pythagoras und seine % Anhänger zu erwähnen; Pythagoras hatte in Kronon in Unteritalien eine eigne Schule errichtet; die Schüler schwuren auf das Wort des Meisters. In Athen traten noch während und nach dem peloponnesifchen Kriege die Sophisten auf, deren Hauptvertreter oben ebenfalls bereits genannt find. Bekämpft wurde das System der Sophisten von Sokrates und feinen beiden bedeutendsten Schülern Pläto und Aristoteles. Letzterer war der Lehrer Alexanders des Großen. In der Redekunst that sich besonders hervor Demosthenes.

2. Mittelalter - S. 81

1879 - Dillenburg : Seel
— 81 — Stände durchdrang, beherrschte und verfeinerte." Wie die ältesten deutschen Lieder Naturlieder waren, so besangen auch die Dichter dieser Periode zunächst die Herrlichkeiten der Natur, den Sommer und seine Wonne, den Winter und seine Schmerzen, den Frühling und seine Hoffnungen, den Herbst und seine Befürchtungen, von der Herrlichkeit der Maienblüte und dem bitteren Reise, welcher sie tobtet; daran knüpfte man Betrachtungen über das Gemüthsleben, Vergleichungen dieses mit jenem, besonders von Lust und Leid der Liebe. Letztere hieß Minne, und da die Poesie sich allmählich ganz diesem Gebiete zuwandte, nennt man sie Minne-Gesang oder Minne-Poesie. „Es war die stumme, zurückhaltende, blöde Liebe der ersten Jugendzeit, die mit den Blumen aus dem Anger erwacht, mit dem jungen Laube des Maienwaldes grünt und mit den Vögeln der Frühlingszeit jubelt und singt, die mit der salb werdenden Linde, mit den wegziehenden Waldsängern, mit dem fallenden Laube trauert, mit dem trüben Reis und Schnee des Winters in schmerzliche Klagen ausbricht." Den Inhalt der Poesie dieses Zeitraums gibt Uhlaud so schöu au, wenn er sagt: „Sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger, goldner Zeit, Von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit. Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt; Die singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt." Die berühmtesten Dichter und Sänger dieser Periode waren: Walther von der Vogelweide, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straß-burg. Zu den hervorragendsten Dichtungen sind zu zählen: das Nibelungenlied, Gndruu; Tristan und Isolde (von > Gottfried von Straßburg); Parcival (von Wolfram von 1 Eichenbach). w rh- Die Baukunst. Wie die Dichtkunst zuerst in den Händen : _ Geistlichen war, so war auch für die bildende Kunst, besonders r für die Baukunst, das kirchliche Leben Ausgangs- und Mittelpunkt ) aller Thätigkeit. Dem christlichen Geiste der älteren Zeit galt ! f- vor^ allem darum, dem Herrn würdige Häuser zu bauen und im denselben die Einheit der Kirche und ihr Emporstreben zu Gott 'Nunbildlich darzustellen. Dieser Aufgabe widmeten sich alle Kräfte ides Geistes, aller Reichthum der Phantasie, die Thätigkeit und '^opferfreudige Liebe vieler Millionen von gläubigen Christen. So -jentstanden jene herrlichen Gotteshäuser des Mittelalters, die noch Hopf, Lehrbuch, U. ß

3. Mittelalter - S. 109

1879 - Dillenburg : Seel
— 109 — finden oder sich im Nachahmen anderer Weisen und Dichtungen oder im Nachsingen derselben zu üben. Kam dann der Sonntag heran, so wurde die Schultasel ausgehängt zum Zeichen, daß eine Singschule abgehalten werden sollte. Im Rathhaus oder in der Kirche versammelte sich außer der Sängergesellschaft eine große Zahl von Bürgern und Bürgerinnen; tiefes, ehrerbietiges Schweigen herrschte in der Versammlung. Zuerst traten die Meister, dann die Singer und Dichter und zuletzt die Schüler und Schulfreunde auf. Die vorgetragenen Gesänge wurden von den Merkern nach bestimmten Regeln und Gesetzen, deren Zusammenstellung die Tabulatur hieß, geprüft. Der beste Sänger der abgehaltenen Singschule wurde vom Kroumeister mit einem Kranze gekrönt, oder er erhielt ein Kleinod um den Hals gehängt. Gekrönt oder mit einem Kleinod ausgezeichnet zu werden, war nicht nur für den Gekrönten, sondern auch für seine Familie, seine ganze Verwandtschaft, ja sogar für die Zunft, der er angehörte, eine große Ehre. Die besten Gedichte wurden sodann in ein großes Buch geschrieben und dieses von dem Schlüsselmeister sehr sorgfältig aufbewahrt. Die berühmtesten Meistersänger waren Hans Rosenblüth und Hans Sachs. c. Bedeutung des Meistergesanges. Für die Dichtkunst hat der Meistergesang keine nennenswerthe Bedeutung. War er doch nicht viel mehr als eine Reimkunst nach strengen, unverbrüchlichen Regeln, welche dem Geiste des Dichters eiue freie Bewegung nicht gestatteten. Man sah nicht etwa aus den Geist der Dichtungen, nur auf die Worte und Silben, über welche es eine Menge von Strafregeln gab. Dieses Zwängen des Geistes und der Poesie in bestimmte Formen und enge Fesseln konnte zur Entwickelung der Dichtkunst nicht dienen; diese artete denn auch gar bald in Reimerei und Spielerei aus. Die verschiedenen Weisen führten besondere und oft absonderliche Namen; so gab es einen rothen Ton, einen blauen Ton, eine gelb Veielein-Weis, eine warme Winter-Weis, eine roth Nußbluh-Weis u. dergl. m. — Desto wichtiger aber ist der Meistergesang für die Cultur- und Sitten-Ge schichte. Wie hoch ist es doch anzurechnen, daß die Handwerksleute ihre Freistunden an Werk- und Sonntagen einem höheren Zwecke zuwandten, als es gewöhnlich zu geschehen pflegt! Ein tüchtiger Sinn war es, der die Handwerker veranlaßte, in die Sängergesellschaften einzutreten und fo ein gemeinsames Band der Bürgerschaft herzustellen. Der Zweck der Süngerschnlen schloß

4. Mittelalter - S. 73

1879 - Dillenburg : Seel
Stühle von verschiedenen Formen, oft mit reicher Schnitzarbeit i versehen, Arm- und Lehnsessel mit werthvoller Polsterung, große t Kleidertruhen und mächtige Betten; letztere waren meist so hoch, i daß man auf mehreren Stufen zu denselben emporsteigen mußte: k an der Ueberwölbung des Bettes waren Malereien angebracht, I von den Rändern hingen Gardinen herab. — Die Mahlzeiten waren gewöhnlich ziemlich einfach; was das Wasser, der Wald und der Gemüsegarten lieferte, erschien an den gewöhnlichen Tagen auf der Tafel auch des reichsten Burgherrn; nur bei Festlichkeiten 1 hatte die Kochkunst Gelegenheit, sich sehen zu lassen. Bei den ; weniger bemittelten Rittern trank man den altdeutschen Gerstensaft,'die reicheren zogen den Wein vor, große Trinkgefäße aus ; Holz, Zinn, Gold, Silber oder Krystall gingen fleißig in die : Runde. ' Man hatte nur zwei Mahlzeiten, das Frühmahl und das Nachtessen, nach welchen beiden sich die Einteilung des !| Tages richtete. Für die Erziehung der Jugend geschah wohl manches, nach ■ unsern Begriffen freilich recht wenig. Wenn der Knabe sich nicht dem geistlichen Stande widmete, sah man auf die Ausbildung des Geistes nur wenig und war zufrieden, wenn der Knabe einige Gebete, den Glauben, die Beichtformel und eine Anzahl von Turnier-Regeln auswendig wußte. Lesen und Schreiben lernte der angehende Ritter nicht, selbst berühmte Dichter ritterlicher Abstammung, wie z. B. Wolfram von Eschenbach, verstanden es nicht. Desto mehr sah es die Knaben-Erziehung ab auf ritterliche Tüchtigkeit auf der Jagd und im Kriege, auf ritterlichen Umgang mit Frauen und auch wohl auf die Kunst, die Harfe zu spielen. In der Mädchenerziehung sah man besonders auf Tüchtigkeit im Haushalte und in den Handarbeiten. Fürstentöchter erhielten besondere Erzieherinnen und eine Anzahl von gleichalterigen Mädchen aus den besten Familien des Landes als Gespielinnen; wer von den reichen Adligen seine Töchter nicht am Hofe des Fürsten unterbringen konnte, gab sie in die Klöster zur Erziehung. Die Mädchen und Fronen waren des Lesens und Schreibens kundig, viele hatten auch Interesse an den Dichtungen gleichzeitig lebender Dichter. Die Gastfreundschaft war eine Hanpttugend der Ritter. Wenn ein Gast ankam, so empfing man ihn in der Ehrenhalle, nahm ihm die schwere Rüstung ab, bot ihm einen Labe- und Willkommentrunk, bereitete ihm ein Bad und reichte ihm dann einen rcirten, frischen Anzug. Darnach begab er sich in die Familie;

5. Mittelalter - S. 80

1879 - Dillenburg : Seel
80 halb so furchtbare Macht nicht neben sich dulden mochten, be- : kämpften sie; sie erlosch von selbst, als die Rechtspflege allge- i mein eine bessere wurde. C. Deutsche K u n st und Wissenschaft i m Mittelalter. a. Der Minnegesang. Es ist bereits erwähnt worden, daß die Kreuzzüge auch einen bedeutenden Einfluß auf die deutsche ; Kunst gehabt haben, indem der Dichtkunst neuer Stoff zugeführt : und neue Begeisterung eingehaucht wurde. Dazu kam, daß die j beiden hervorragendsten deutschen Fürstengeschlechter der Löelfen ; und der Hohenstaufen der Dichtkunst und der Musik ihren Schutz i und ihre Begünstigung zuwandten, und das Beispiel dieser Fürsten- j Häuser fand bald vielfache Nachahmung in Nord und Süd. Hier j war es besonders der Hos der Fürsten von Oesterreich, dort , hauptsächlich der des Landgrafen Hermann von Thüringen, wo ' die berühmtesten Sänger der Zeit sich sammelten. Die vpn den beiden hohen Fürstengeschlechtern der Welfen und Hohenstaufen gepflegten Keime der Kunst gingen dann an die späteren Fürsten ans diesen Häusern über, aber je weiter die Zeit fortschritt,^ desto mehr sank auch die Begeisterung sür die Kunst und damü die , Kunst selbst; was sich davon noch zur Zeit der Habsburger fand, war nichts als eine schwache, kraftlose Nachblüte; zur Zeit Kaiser Friedrichs I. hatte sie ihre schönsten Früchte getrieben, und man j nennt diese Zeit deshalb auch die erste klassische Periode j der deutschen Dichtkunst. Die große Mehrzahl der^Dichter ; gehörte dem Adel an, ja es gab Fürsten, welche die Dichtkunst nicht nur schätzten, sondern sie auch ausübten. Diese Dichter, Sänger genannt, widmeten ihre Dienste reicheren und mäch- j tigen Herren, verherrlichten die Hoffeste durch Gesang und Spiel, : schlossen sich beim Auszuge zu Krieg und Waffenspielen dem fürst- j liehen Gefolge an, begleiteten sie auch wohl ins heilige Land, jj sangen das Lob ihrer Herren und empfingen von diesen oft reiche jj Geschenke. Andere zogen von Burg zu Burg, von Sradt zu Stadt, sangen die im Volke erhaltenen alten Heldenlieder und begleiteten dieselben mit der Harfe oder auch mit der Geige (vergl. I „Der Sänger" von (Böthe; „Der Graf von Habsburg" ^on Schiller; „Des Sängers Fluch" von Uhland). „Unter der Pflege J der fürstlichen und adeligen Sänger wurde die Kumt selbst eine # adelige Kunst, welche die Lebensformen und Sitten der vornehmen j n\ x _X

6. Mittelalter - S. 107

1879 - Dillenburg : Seel
— 107 — d. Columbus' Ende. Bei seiner Ankunft in Spanien fand er die ihm wohlwollende Königin Jsabella todt; König Ferdinand glaubte seiner nicht mehr zu bedürfen und erwiderte alle Gesuche des verdienten Mannes um Erfüllung der ihm gemachten Versprechungen mit Stillschweigen. Es war der Nationalstolz der Spanier, der die Verdienste des Fremden nicht gelten lassen wollte. Die Art und Weise, wie man die Verdienste des Columbns zu verkleinern suchte, charakterisirt sich in folgender, allerdings unverbürgten Erzählung: Einst befand sich Columbus in einer Gesellschaft gelehrter Männer, unter denen auch die Rede davon war, daß jeder andere die Entdeckung des Columbus auch habe machen können. Da nahm Columbus ein Ei und fragte: „Wer von Ihnen, meine Herren, kann dies Ei auf seine Spitze stellen?" Alle versuchten's, aber keinem gelang es. In aller Ruhe stellte es Columbus auf die Spitze, indem er mit einem leisen Drucke die Spitze eindrückte. „Ah!" riefen alle, „das hätten wir auch gekonnt!" „Jawohl," sagte Columbus, „ihr hättet es machen können, ich aber habe es gemacht!" Wie die meisten der großen Männer der Geschichte, so erntete auch Columbus Undank für seine Verdienste. Er starb am 20. Mai 1506 zu Valladolid; fein Bruder brachte feinen 1506 Leichnam nach Hayti. (Die Ketten, in denen er gefesselt nach Spanien gebracht wurde, gab ihm sein Bruder mit ins Grab.) Als im Jahre 1793 Hayti französisch wurde, brachte man die Ueberrefte des Columbus nach Havanna auf der Insel Cuba. Columbus hat bis zu seinem Tode geglaubt, die Ostküste Indiens entdeckt zu haben; noch heute nennt man die von ihm entdeckten Inseln mit dem gemeinsamen Namen „Westindien", während nun das eigentliche Indien in Asien Ostindien heißt. Auch trägt der neu entdeckte Erdtheil nicht den Namen des Columbus, sondern den Namen dessen, der ihn zuerst beschrieben hat: Amerigo Vespucius. — Erst die Nachwelt hat des Entdeckers Verdienste ans rechte Licht gezogen. 15. Der Meistergesang. a. Entstehung der Sängerschulen. Als gegen das Ende des Mittelalters das Ritterthum seine Traditionen, seine wahre Ehre und die ihm eigenthümliche Beschäftigung vergaß und in wilden Fehden den Rest des edlen Theiles in sich vernichtete, da fand auch die früher von ihm so hochgehaltene Poesie keine Pflege mehr. Seit der Zeit Rudolfs von Habsburg wurde sie

7. Mittelalter - S. 108

1879 - Dillenburg : Seel
— 108 — auch von den Fürsten vernachlässigt und von ihren Hösen verstoßen. Die Gelehrten dienten ihrer trockenen Gelehrsamkeit und dem Weiu, der höhere Bürgerstand fand seine höchste Befriedigung im Frohnen der Genußsucht und der Prachtliebe; der Bauernstand war physisch und geistig gedrückt: wo anders sollte da die Poesie noch eine Zuflucht finden, als bei dem echt deutschen, kernigen mittleren Bürgerstand? Ehrbare Meister desselben Handwerks oder auch verschiedener Gewerbe traten zusammen und bildeten gleichsam einen Verein mit dem ausgesprochenen Zwecke, den timt den andern Ständen vernachlässigten Künsten, der Poesie und dem Gesänge, eine Heimstätte zu bieten. Eine solche Vereinigung von Meistern nannte man eine Sing schule, und die Art ihres Gesanges hat den Namen „Meistergesang" erhalten. Wann diese Singschuleu entstanden sind, ist ungewiß; nur so viel weiß man mit Sicherheit, daß sie in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts schon bestanden. Sie haben die Stürme des dreißigjährigen Krieges überdauert und sich sogar bis in unser Jahrhundert hinein erhalten. Die letzte Singschule bestand in Ulm, wo sich 1830 noch zwölf, 1839 noch vier Meister befanden. In letzterem Jahre schlossen die übrig gebliebenen Meister den Meistergesang feierlich und übergaben ihre Kleinodien, ihre Tabulatur 2c. dem iilrner Liederkranz. Meistens waren es süddeutsche Städte, wo sich Singschuleu befanden, z. B. Augsburg, Nürnberg, Ulm, Straßburg u. a. b. Einrichtung der Singschulen. An der Spitze einer jeden Singschule stand ein Vorstand, bestehend aus dem Kron-meister, dem Merkmeister, dem Schlüsselmeister (Verwalter) und dem Büchsenmeister (Kassirer). Neben dem Merkmeister standen die Merker, d. h. die Kritiker, die Richter, welche auf den Gesang genau zu merken hatten, die Fehler aufzeichneten und nach Beendigung desselben das Urtheil sprachen. Die Mitglieder der Singschule waren 1) die M eist er, d. H. diejenigen, welche neue Gedichte und neue Töne (d. H. neue Singweisen) erfinden konnten und diese in künstlicher Weise vortrugen; 2) die Singer und Dichter, d. i. diejenigen, welche fremde, berühmte Töne in Dichtung oder Gesang nachahmten, und 3) die Schulfreunde und Schüler, welche die Gedichte und Töne der Meister zu ihrer eignen Uebung hören ließen. — Wenn die Glieder einer Singschule an den Wochentagen abends ihr Handwerkszeug bei Seite gelegt hatten, so begaben sie sich in ihr Kämmerlein, nm neue Weisen zu er-

8. Mittelalter - S. 110

1879 - Dillenburg : Seel
— 110 — jeden Eigennutz und jede Niedrigkeit der Gesinnung aus und pflegte die Freundschaft unter den Gliedern derselben Gemeinde. Wer wollte da Eigennutz suchen, wo die Lehrlinge und Schüler ohne jegliche Vergütung von den Meistern zu gleicher Kunstfertigkeit herangebildet und dadurch von sinnlichen Belustigungen abgehalten und zu höherem Streben angeregt wurden! Mit Aufopferung der Erholuugsftuuden stellte man alle seine Kräfte, wenn sie auch noch so gering waren, in den Dienst einer Kunst, deren Einfluß auf Gesittung und Veredelung des Menschen unverkennbar ist. Trotz alles Formenwesens haben die Singschulen der Meistersinger doch zur Veredelung der deutschen Sprache und zur Erhaltung von Gesittung und Bildung in dem Bürgerstande viel beigetragen, j Der Meistergesang und seine Singschulen zeigen uns die strenge Ehrbarkeit, die ernste, sittliche Haltung, die Genügsamkeit und , Häuslichkeit des Bürgerstandes jener Zeit. d. Das Volkslied. Wie schon oben (S. 80) angedeutet, ] lebten in der ältesten Zeit die Gedichte, welche zum größten Theile sangbar waren, im Munde des Volkes und pflanzten sich nicht j durch schriftliche, sondern durch mündliche Ueberlieferung fort. So entstand zur Zeit des Meistergesanges neben demselben eine Poesie, die aus dem Volke hervorging und in dem Volke sich von Mund zu Mund fortpflanzte: das Volkslied. Das strenge Formenwesen des Meistergesanges stieß die große Masse des Volkes ab und veranlaßte so das Hervorquellen einer Poesie, die nichts weniger als kunstgerecht war, welche aber den Vorzug hatte, natürlich, ungekünstelt und wahr zu sein und welche dadurch _auch immer, wo sie auch geübt werden mochte, die Herzen erfrischte, belebte und entzündete. Man sang vom Frühling und Sommer, vom Mai und von Blumen, vom Wald und von den Vögeln. Bald aber zog man auch das menschliche Leben, die Erlebnisse, die Freuden und Leiden und besondere Erfahrungen in den Kreis dieser Poesie. Aber auch hier war die Liebe, die reinste ■ pfiuduug des Herzens, der Hauptgegenstand. Daneben gab es-Lieder für einzelne Berufsarten und Liebhabereien der Menschen;; der Reiter auf feinem Rosse, der Handwerksbursche aus feiner:*. Wanderung, der Jäger auf der Jagd, der Student in feinerm: fröhlichen Treiben, der Kriegsmann unter den Beschwerden des:! Krieges — alle hatten bald auf ihren Beruf oder auf ihre Lieblings---Beschäftigung bezügliche Lieder. Einfach und kunstlos waren bters Texte, ebenso einfach und schmucklos die Melodieeu; aber geradem

9. Mittelalter - S. 111

1879 - Dillenburg : Seel
— 111 — betritt lag und liegt noch das Ergreifenbe des Volksliebes, daß Text und Melobie so wunberbar übereinstimmen und sich ergänzen. Groß ist die Zahl der Volkslieber des bentschen Volkes, besonbers zahlreich sinb die Wanber- und Scheibelieber. Wann das Volslieb entftanben ist, vermag niemanb zu sagen, ebenso unbekannt sinb die Dichter der einzelnen Lieber. Nur so viel ist geschichtlich festgestellt, daß es schon im vierzehnten Jahrhuttbert Volkslieber gab und daß die ganze lyrische Poesie des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunberts in Volksliebern bestaub. Später ist das Volkslieb in Folge eines verkehrten, unbeutfchen Strebens zurückgedrängt worben; aber Herber und Göthe haben toieber auf die Wichtigkeit und hohe Schönheit des Volksliebes hingewiesen. 16. Die deutschen Kaiser von Rudolf von Kalistmrg biszum Ende des Wittelalters. a. Von 1291 bis 1849. Kaiser Rubolf sah feinen Wunsch, daß sein Sohn Albrecht fein Nachfolger in der Kaiserwürbe werben möchte, nicht in Erfüllung gehen; vielmehr lenkte nach feinem Tode der Erzbischof von Mainz die Wahl auf den Grafen Aböls 1291 von Nassau, welcher durch seine für die bamalige Zeit hohe Bilbung und durch seine Tapferkeit bekannt und angesehen war. Aböls aber mußte feinen Wählern noch vor der Wahl Zugestänb-ntffe machen, welche die Rechte der Kaiserkrone wieberum schmälerten. Mit dem Könige Ebuarb von England schloß er ein Bünbnis gegen Philipp von Frankreich und erhielt von dem ersteren Gelb zur Anwerbung von Solbtruppen; er kaufte aber, ba der Krieg vorerst noch verschoben würde, von dem Gelbe das Thüringer Sanb von dem Grafen Albrecht dem Entartetsten, der das Land feinen von ihm bitter gehaßten Söhnen nicht gönnte; biefen würde nach Albrechts Tode auch die Markgraffchaft Meißen entzogen. Durch feine Eigenmächtigkeit hatte es Aböls mit den Fürsten gar balb verborben, und ba er sich nun auch den Erzbischof von Mainz baburch, daß er ihm die versprochenen Rheinzölle nicht gewährte, zum Feind machte, brachte es biefer bahin, daß die Fürsten im Jahre 1298 die Absetzung Adolfs ausfprachen 1298 und ihre Stimmen auf Albrecht von Oesterreich, Rubolfs Sohn, vereinigten. Aböls war gerabe im Begriffe, dem Könige von England die versprochenen Hülfstruppen zuzuführen, als ihm die Nachricht von feiner Entsetzung zukam. Um seinem Gegner

10. Neue und neueste Geschichte - S. 141

1880 - Dillenburg : Seel
— 141 — zurück. Der Dichter E. M. Arndt gab diesem Unwillen Ausdruck in seinem „Geist der Zeit"; er mußte fliehen; der Buchhändler Palm in Nürnberg veröffentlichte eine Schrift: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung"; er wnrde gefangen genommen, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen (1806). Napoleon, seine bedeutende Macht fühlend, verschenkte nun Länder und Kronen an seine Freunde und Brüder; so gab er seinem Bruder Jo seph das Königreich Neapel, seinem Bruder Ludwig das Königreich Holland; seinen Stiefsohn Engen Beauharnais machte er zum Vicekönig von Italien; auch in Deutschland geberdete er sich als unumschränkter Herr über Fürst und Volk. f. Krieg gegen Preußen und Rußland. In Preußen regierte seit dem 16. November 1797 Friedrich Wilhelm Iii. Er war 1770 zu Potsdam geboren. Seine Jugendzeit fällt in die Zeit Friedrichs d. Gr., der dem Knaben sehr zugethan war, da es demselben an einer gewissen Festigkeit des Charakters nicht fehlte. Einst spielte der Prinz in dem Zimmer des großen Königs Ball; Friedrich nahm ihm den Ball weg. Der Prinz aber be-stanb mit solcher Festigkeit auf feinem Eigenthum und Recht, daß der König erfreut sagte: „Du wirst bir Schlesien nicht wieber nehmen lassen." Ein anberer Zug des Prinzen war seine Aufrichtigkeit und Offenheit. Der König ließ ihn eines Tages eine Fabel von Lafontaine übersetzen; als es recht gut ging und der König ihn lobte, geftanb der Prinz, daß ihn fein Lehrer biefe Fabel erst vor einigen Tagen habe übersetzen lassen, woraus der König sagte: „So ift's recht, Fritz; immer ehrlich und aufrichtig. Wolle nie scheinen, was Du nicht bist; fei stets mehr, als Du scheinst." Das üppige, schwelgerische Leben am Hofe feines Vaters behagte ihm nicht; er liebte Einfachheit und Mäßigkeit. In bett Jahren 1792 bis 1795 nahm Friedrich Wilhelm an dem Kriege Theil; in dem Felbzuge des Jahres 1793 sah Friedrich Wilhelm leine spätere Gemahlin Luise zum erstenmale. Sie war am 10. März 1776 in Hannover geboren, ihr Vater, der Herzog Karl von Mecklenbnrg-Strelitz, war hannoverscher Felbmarschall. wie genoß mit ihrer Schwester eine grünbliche Unterweisung, offenbarte schon frühe eine große Herzensgüte itttb zeichnete sich auch äußerlich bttrch hohe Schönheit aus. Mit ihrer Schwester kam sie 1793 nach Frankfurt und würde bort von Friedrich Wilhelm Ii. zum Aöenbeffett eingeladen. Bei btefer Gelegenheit würde der Kronprinz von der Anmuth und Lieblichkeit der Prinzessin Luise
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